Von “Austins Schmetterling” zu “Freds Email”

In meiner Fortbildung als Daz-Lehrkraft habe ich die Geschichte von Austins Schmetterling kennengelernt und sie hat mich sehr berührt. Nachdem die Idee eine ganze Weile in meinem Kopf reifen musste, habe ich es nun endlich mit einem Kurs ausprobiert.

Aus Austin wurde “Fred”, und natürlich wurde kein Schmetterling gezeichnet, sondern wir schrieben gemäß einer Prüfungsaufgabe Lesen und Schreiben aus DTB A2 eine Email.

Es war eine so tolle Erfahrung (insbesondere für die Gruppe), dass ich es auf jeden Fall jederzeit wiederholen würde!

Und so geht’s:

  1. Zunächst hatte ich die Aufgabe aus der Prüfung erklärt und die Teilnehmenden im Anschluss eine Mail schreiben lassen. In diesem konkreten Fall habe ich die Mails auch eingesammelt und einige Antworten als “Modell” für Freds verschiedene Mails genutzt.
    Bei einem nächsten Mal würde ich die Teilnehmenden bitten, ihre eigenen Texte zur Seite zu legen, um sie später zu überarbeiten.

  2. Vorgestellt habe ich die Aktion als “kleines Spiel”. Dazu habe ich “Fred” als Strichmännchen an die Tafel gezeichnet und erklärt, dass Fred auch diese Schreibaufgabe gelöst hat, aber es noch nicht so gut kann. Deshalb braucht er Tipps von der Gruppe, die wir nun gemeinsam sammeln wollen.
    Da die Schreibaufgabe in der Gruppe bereits am Vortag bearbeitet wurde, haben wir also die Aufgabenstellung noch mal kurz gemeinsam wiederholt.

  3. Es folgte Freds 1. Versuch, der an der Tafel präsentiert wurde. Dann sollten die Teilnehmenden Feedback geben: was hat Fred bereits richtig gemacht? Was nicht? Was kann er besser machen?

    Die Teilnehmenden gaben Tipps wie: …

    Wir haben an der Tafel eine Art “To-Do-Liste” für Fred festgehalten, anhand derer die nächsten Versuche beurteilt werden konnten.

  4. Freds 2. Versuch ist natürlich deutlich besser als der erste, aber natürlich immer noch fehlerhaft. Und noch einmal wird um Feedback gebeten: Fred loben für die Fortschritte, die er gemacht hat (auf der To-Do-Liste grün abgehakt), und weitere Tipps zur Verbesserung geben (To-Do-Liste ggf. ergänzen).

  5. Spätestens jetzt haben wirklich alle mitgefiebert, und natürlich ist Freds 3. Versuch bereits gar nicht schlecht. Da die Liste dann schon gut abgehakt ist, würde Fred mit seiner Leistung vermutlich die Prüfung bestehen. Da es bei DTB aber auch Punkte für kommunikative Gestaltung und Repertoire gibt, kann man fragen: geht es noch besser? Noch schöner? Fehlt auf der Liste noch etwas? (z.B. …)

  6. Als Freds 4. Versuch präsentiert wurde, waren tatsächlich alle begeistert und haben sich ehrlich gefreut, dass die Aufgabe so gut gelöst war. Obwohl es eine rein fiktive Sache war, hatte sich eine eigene Dynamik entwickelt, als wäre Freds Email nun eine Gemeinschaftsleistung der Gruppe.

    Entsprechend haben wir gemeinsam nicht nur dem fiktiven Fred zu seiner tollen Email gratuliert, sondern Fred hat sich bedankt für die guten und hilfreichen Tipps.

  7. Abschließend sollten die Teilnehmenden sich ihre eigenen Schreibleistungen noch einmal vornehmen und mit Hilfe der TO-DO-Liste für Fred überarbeiten. Interessanterweise ist es einigen Teilnehmenden immer noch sehr schwer gefallen, viele jedoch haben ihre Texte deutlich verbessert.


    In der echten Prüfung gibt es weder eine To-do-Liste, noch hat man die Zeit für große Überarbeitungen. Ein Verständnis für die Bedeutsamkeit der Aufgabe und die Kriterien, nach denen ein Brief bewertet wird, kann sich auf diese Weise aber spielerisch schärfen.

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Wie ich zu dem wurde, was ich bin. - Teil 1 -