So wird ein Sprachkurs auch online zum Erfolg:

Spätestens seit Corona hat Online-Training als echte Alternative auch für Sprachkurse etabliert. Doch während die Vorteile klar auf der Hand liegen, begegne ich immer noch oft einer starken Skepsis, ob das virtuelle Lernen auch wirklich gleichwertig ist. Meine Antwort ist: Absolut!
Natürlich ist ein Sprachkurs online etwas anders als in Präsenz, aber mir den richtigen Tools und ein bisschen Übung, kann er genauso lebendig, gut und erfolgreich sein.

Hier die wichtigsten Schritte:

  1. Die richtige Plattform

Zunächst muss die richtige Plattform gewählt werden.
Mein persönliches Lieblingstool ist bisher Zoom, aber auch z.B. Microsoft Teams oder Google Meet sind gut geeignet. Wichtig sind v.a. eine Chat-Funktion und die Möglichkeit zur Bildschirmteilung, ansonsten sollten Datenschutzkriterien oder technische Vorgaben (von der Institution/Firma) bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

Die Lehrkraft als “Host” erstellt den virtuellen Klassenraum als Veranstaltung und teilt den Link entsprechend mit den Teilnehmenden. Bei wiederkehrenden Terminen ist es sinnvoll, immer den gleichen Link zu nutzen und diesen auch als Kalender-Einladung (z.B. über Outlook oder Google) zur Verfügung zu stellen, damit Teilnehmende nicht lange suchen müssen.

2. Onboarding und Nettiquette

Wenn alle online sind, lohnt es sich, zu Beginn des Kurses einige Grundregeln festzulegen. Zumindest mit technisch weniger geübten Teilnehmenden ist es gut investierte Zeit, einige Basic-Funktionen zu besprechen und ggf. gemeinsam auszuprobieren.
Meine Top 3 sind:
- Kamera unbedingt einschalten und den Bildausschnitt möglichst so wählen, dass das Gesicht gut erkennbar ist (auf Abstand, Licht und Winkel achten). Es ist einfach “netter” und verbessert die Arbeitsatmosphäre, wenn man sich gegenseitig sieht.
- Das Mikrofon stummschalten, wenn man gerade nicht spricht, damit es keine störenden Hintergrundgeräusche gibt. Wenn jemand allein still in der Wohnung sitzt, mag das nicht so wichtig sein. Einige Mikrofone jedoch übertragen Geräusche und Stimmen im Hintergrund sehr deutlich, was störend für alle ist.
In Gruppen kann die Lehrkraft als Host alle Teilnehmenden stummschalten, man meldet sich dann per Handzeichen zu Wort und aktiviert entsprechend kurz das Mikro.
- Im Chat kann man kurze Mitteilungen senden, wenn man z.B. später dazustößt (“Hallo zusammen! Sorry für die Verspätung.”), kurz nicht verfügbar ist (Türklingel, Toilette, etc.) oder sich früher ausklinken muss. Es ist höflich, aber weniger störend als eine Wortmeldung.
Die Chat-Funktion bietet auch eine tolle Möglichkeit, um schnell Informationen zu teilen, eine Frage für später in den Raum zu stellen, oder sich kurz individuell miteinander auszutauschen.

Da nach meiner Erfahrung alle den Sinn dieser Regeln verstehen, wird es nach einer kurzen Gewöhnung schnell zur Routine, die allen zugute kommt.

3. Digitales Material

Unabhängig davon, ob Lehrkraft und Teilnehmende das Lehrmaterial auch analog zur Verfügung haben ist es für eine gute Zusammenarbeit während des Unterrichts nahezu unerlässlich, das Material gemeinsam in digitaler Form zu nutzen. Auf diese Weise gleicht sich die fehlende Präsenz im Raum durch den gemeinsamen Fokus auf den Bildschirm aus, was für die Arbeitsatmophäre und die Gruppendynamik wahre Wunder bewirkt.

Viele Lehrwerke stehen als so genannte Digitale Ausgabe (z.B. in Blink-Learning) zur Verfügung, bei anderen Arbeitsblättern und Materialien empfehle ich, sie einzuscannen und über den Bildschirm nicht nur zu teilen, sondern auch gemeinsam zu bearbeiten (siehe nächster Punkt).

4. Kommentare, Whiteboard, Jamboard

Unter allen Plattformen, die ich bisher kennengelernt habe, ist Zoom auch deshalb mein Favorit, weil es die größte und beste Auswahl an Funktionen bietet, Bildschirminhalte im Meeting zu bearbeiten, sowohl, wenn man einfach etwas markieren möchte, als auch beim gemeinsamen Arbeiten an einem Text/Tafelbild. Voraussetzung ist aber, dass die Teilnehmenden per Zoom-Applikation auf einem Computer oder Tablet eingeloggt sind (per Handy gibt es die Kommentarfunktion leider nicht).
Außerdem muss man es natürlich als Lehrkraft selbst ein bisschen üben und die Teilnehmenden wiederholt dazu anleiten. Aber die Mühe lohnt sich, um nicht nur eine produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, sondern (gerade in Gruppenkursen) auch das “Wir-Gefühl” zu stärken.
Außerhalb von Zoom bieten auch die digitalen Bücher und einige PDF-Programme (z.B. Foxit) Möglichkeiten, Inhalte zu bearbeiten. Für interaktivere Sequenzen empfehle ich das Google Jamboard (eine Art Mischung aus virtueller Power Point und Whiteboard), auf das alle per Link einfach zugreifen können. Ich füge oft per Copy&Paste Übungen ein und lasse sie gemeinsam von allen bearbeiten.
Bei Gruppenarbeiten mit Breakout-Sessions kann man den Teams einzelne Slides zuteilen, um Ergebnisse festzuhalten.

5. Keine Panik

Schließlich sollte man nicht vergessen: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und es ist normal, dass Dinge auch mal nicht funktionieren! Es klingt banal, aber auch ich kenne dieses Frust-Gefühl, wenn ich die Technik nicht auf Anhieb beherrsche. Die Kunst ist, nicht aufzugeben! Zoom geht heute nicht? Das digitale Buch hakt irgendwie? Bei einer Person gibt es ein Rauschen in der Leitung? Shit happens, meiner Erfahrung nach haben die Teilnehmenden viel Verständnis, wenn man es ihnen ruhig erklärt und sich bestmöglich anders zu helfen weiß.
Im Übrigen fallen mir ehrlich gesagt auch für den Präsenzunterricht spontan etliche Pannen und Probleme ein (Kopierer kaputt, Baulärm im Haus, Stifte leer, etc.), mit denen man im Fall der Fälle ganz selbstverständlich und souverän leben muss.
Das Wichtigste ist in beiden Fällen, nicht in Panik zu verfallen, das Problem kurz zu erklären, tief durchzuatmen, und dann das Beste aus der Situation zu machen.

6. Eine neue Welt erschaffen

Wie jeder physische Raum, so fließt auch der virtuelle Raum in das Kursgeschehen mit ein.
Wenn die natürliche Interaktion an der Kaffeemaschine wegfällt, findet das Kennenlernen auf einer anderen Ebene statt. Ich frage in der Einstiegsphase zum Beispiel oft in die Runde, welche Getränke die Teilnehmenden auf den Tischen haben, was alle in der Pause gemacht haben o.ä., worauf es dann sehr unterschiedliche Antworten gibt, aus denen Smalltalk entsteht. Auch Details im Hintergrund können ein guter Anlass für ein kleines Gespräch sein, in dem man sich auch persönlich kennenlernt. In diesen Warm-up-Phasen entsteht und festigt sich die Gruppendynamik. Auf dieser Basis entstehen auch nicht selten Kontakte, die auch außerhalb des Kurses bestehen.

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Monatsrückblick Juni 2023